Der Fußball - Sport - Verein Wyk / Föhr wird „Siebzig“

Am 7. Februar besteht der heimische Fußball -Sport - Verein Wyk / Föhr, stets nur „FSV“ genannt, 70 Jahre. Der Verein wird dieses Jubiläum sicherlich nicht groß feiern; aber der Chronist, der nicht nur selbst rund 30 Jahre lang in diesem in verschiedenen Mannschaften (von der Jugend bis zu den Alten Herren) mit großer Begeisterung gespielt hat, sondern auch zu den wenigen noch lebenden Gründungsmitgliedern gehört, sieht in diesem einen Anlass, sich noch einmal mit dessen Geschichte zu beschäftigen:

Die Wiege des derzeit rund 460 Mitglieder zählenden Vereins stand im Wyker Turnerbund. Nachdem es 1932 in diesem schon einmal den fehlgeschlagenen Versuch gegeben hatte, eine Fußballabteilung zu gründen, gelang dies 1948, also nach dem 2. Weltkrieg, nachdem am

20. Juni die Währungsreform die   wertlos gewordene Reichsmark von der D - Mark abgelöst worden war und es danach plötzlich auch wieder Sportschuhe und sonstiges für Ballsportarten notwendige Ausrüstungsmaterial zu kaufen gegeben hatte. Dabei gab es in dieser zunächst eine Männermannschaft, die  nur Freundschaftsspiele, später dann aber auch Punktspiele auf Kreisebene bestritt. Es waren vor allem nach dem Krieg auf Föhr „Gestrandete“, die dem runden Leder nachjagten. Später kam noch eine 2.Männermannschaft sowie zwei Jugendteams hinzu. Dabei sorgte das der Jungmannen 1951 insofern für Furore, als es diesem in Wyk gelang, die spielstarke Vertretung des TSV Rotweiß Niebüll mit 8:0 abzufertigen. „Der Insel - Bote“ berichtet darüber wie folgt:

Wyker Turnerbund siegt

Zahlreiche Zuschauer hatten sich bei schönstem Frühlingswetter auf dem Helu - Sportplatz eingefunden und wurden Zeugen wirklich spannender Kämpfe. Wenn wir heute zuerst über das Jungmannen – Fußballspiel zwischen Wyk und Niebüll berichten, so deshalb, weil hier Leistungen gezeigt wurden, wie sie bisher wohl kaum auf der Insel gesehen wurden. Was die Wyker Jungmannen, dürfte kaum von einer guten Bezirksliga - Elf der Senioren übertroffen werden. Hier haben sich 11 wirkliche Kameraden gefunden, und aus dieser Gemeinschaft, verbunden mit technisch ausgezeichneten Leistungen, resultieren auch auch die Erfolge der Wyker Jungmannen.

Die Niebüller Vertretung war wirklich nicht schlecht; wehrte sich verzweifelt gegen die Niederlage, und doch spielten die Insulaner zeitweilig Katz und Maus mit ihrem Gegner. Bei Halbzeit hieß es bereits 3:0 für den Wyker TB. Und als die Insulaner nach der Halbzeit mit dem Wind als Bundesgenossen spielten, war es um Niebüll restlos geschehen. Mit 8:0 mussten die Gäste geschlagen den Platz verlassen. Besonders ist die ausgezeichnete Kondition der Insulaner hervorzuheben; hier trägt die Arbeit des Trainers Radau die schönsten Früchte.

Die Fahrten zu Punktspielen auf dem Festland verursachten natürlich erhebliche Kosten, was dem Vorstand des WTB „ein Dorn im Auge war“ und zum Streit mit dem Leiter der Fußballsparte Kurt Heinze führte. Dieser berief schließlich als Konsequenz für den 25. Januar 1952 eine Sparten -versammlung ein, auf der dann beschlossen wurde, sich selbstständig zu machen, das heißt, einen eigenen Fußballverein zu gründen. (zeitweise wurde dieses Datum als Gründungstag des FSV gesehen).

Die Gründungsversammlung fand aber am

7. Februar 1952 mit 29 Teilnehmern im Wyker Duus - Hotel statt. Auf dieser wurde beschlossen, nicht einen Wyker, sondern einen Föhrer Verein zu gründen, der dann in einer Kampfabstimmung den Namen  FSV Wyk / Föhr mit den Vereinsfarben „Blau-Weiß“erhielt. Vorgeschlagen waren außerdem „Rasensport“ und „Sportverein“.

Zum 1. Vorsitzenden wählte die Versammlung den Bauunternehmer Broder Brodersen, zum 2. Vorsitzenden den Sattlermeister Friedrich Carstensen, zum Kassenwart den Frisör - Geschäftsinhaber Herbert Schimballa, zum Jugendwart den Aktiven der Männermannschaft Erwin Gallus und zum Technischen Leiter und Geschäftsführer den bisherigen WTB - Fußballspartenleiter Kurt Heinze.

In den folgenden Jahren nahm der junge Verein dann eine rasante Entwicklung, was vor allem für den Bereich des Nachwuchses galt. Abzulesen ist das einmal an der ständig steigenden Mitgliederzahl: So stieg diese bereits 1953 auf 80 an. 1962 wurde die 100 Grenze überschritten, 1968 die 200, 1983 die 300 und 2005 die 400.

In engem Zusammenhang mit dieser Entwicklung stand die Anzahl der Mann -schaften, die im Laufe der vergangenen

70 Jahre vom FSV gegründet wurden und die  dann durchweg auch in Punktspielen auf Kreis-und Bezirksebene ihre Kräfte gemessen haben. Begonnen wurde in der Spielzeit 1952 /  53 mit

2 Männer- und 2 Jugendmannschaften.

Insgesamt gab es bisher 19 verschiedene Teams.14 allein im Bereich des Nachwuchses, wobei diese in allen Altersklassen am Start waren. Zeitweise konnten  bei den jüngeren Jahrgängen sogar  zwei, ja sogar drei Mannschaften gemeldet werden, was auch dazu führte, dass 2006 die Rekordzahl von 13 gleichzeitig sich im Punktspieleinsatz befindlichen Nachwuchsteams erreicht wurde.

Der Verein betätigte sich - vor allem in seinen Anfangsjahren -  auch als Ausrichter mancher Sportlerbälle und Kostümfeste.Im Januar 1961 wurde auch erstmals ein Preisskat veranstaltet, der in den nächsten Jahren   als  Bußtag - Preisskat mit teilweise über 100 Teilnehmern weitergeführt und zu einer wichtigen Einnahmequelle wurde.Nachdem der Buß- und Bettag als Feiertag 1995 abgeschafft worden war, fand diese Traditionsveranstaltung, nach einigen Jahren Pause, nur noch wenige Male statt.

Absolute Highlights  außerhalb des grünen Rasens aber waren ohne Zweifel die Fest -veranstaltungen am 26.März 1977 im Kurhaus anlässlich des 25-jährigen Gründungsjubiläums und am 16. Februar 2002 im „Colosseum“ anlässlich des 50- jährigen Bestehen des Vereins.

Sein „Aushängeschild“ war und ist die

1. Herrenmannschaft, die gleich in ihrer ersten Spielzeit 1952 /53 Kreismeister Südtonderns wurde und dann auf Anhieb auch den Aufstieg in die Bezirksklasse , die später in II. Amateur -liga umbenannt wurde, schaffte.Wer erinnert sich noch an die Namen der Spieler, die dabei die Farben des FSV vertraten: Karl Kiehl; Heinz Gericke, Jens Faltings, Leo Rörden, Jan Nickelsen, Erwin Gallus, Horst Wolter, Richard Wagner, Wigo Drewsen, Lothar Leschke, Detlef Jordt, Uwe Carstensen, Hannes Jordt und Wolfgang Meyer.

Bis zur Spielzeit 1966 / 67 konnte sich der FSV in der damals zweithöchsten Spielklasse des Landes behaupten, wobei 1961 als Tabellendritter die Aufstiegsrunde zur Landesliga nur denkbar knapp verpasst wurde.

In den folgenden Jahren wechselten  sich dann Auf - und Abstiege zwischen den den zahlreicher gewordenen Spielklassen  ab.  Zuletzt konnte 2020 der Aufstieg von der A - Kreisklasse  in die Kreisliga, in der der Verein auch derzeit vertreten ist, gefeiert werden.

Besondere Ereignisse in der Vereinsgeschichte waren einmal eine spektakuläre Reise der 1. Männermannschaft Ostern 1958 nach Neustrelitz in die damalige DDR,

Ostern 1961 nach Yerseke in Holland (auf Einladung des Wyker Muschelfischers Karl Emde) sowie 1976 nach Süvign in Schweden, wobei jeweils schöne Erfolge eingefahren werden konnten sowie das Gastspiel der Bundesligamannschaft des Hamburger SV, das am 29. Juni 2002 anlässlich des 50-jährigen Vereinsjubiläums vor rund 2000 Zuschauern im Wyker Sportzentrum stattfand.

Highlights waren auch die Hallenturniere um den „Föhr - Cup“, die mehrmals Ende der 90er, Anfang der 2000-Jahre ausgerichtet wurden.

Von Beginn an bis heute (allerdings mit einigen kurzen Unterbrechungen) vertritt auch eine 2. Herrenmannschaft , anfangs auch „Ib“ oder „Reserve“ genannt, die Farben des FSV in Punktspielen, wobei diese durch Auf- und Abstiege in den verschiedenen Kreisklassen hin- und her gewechselt hat. Derzeit spielt ein solches Team in der A - Kreisklasse.

Für einen kurzen Zeitraum in der Vereinsgeschichte konnte der Verein sogar eine 3. Herrenmannschaft melden. Dies allerdings nur für die Spielzeiten 1974 / 75 und 1975 /76 in der 2. Kreisklasse.

Eine tragende Rolle im Vereinsleben spielte viele Jahre die Altliga, die 1967 von ehemaligen Spielern der 1. Herrenmannschaft gegründet wurde.Nachdem diese zunächst nur Freund -schaftsspiele bestritten hatte, nahm sie 1970 erstmals an den Punktspielen der Nordfriesland Runde teil und sicherte sich dabei auf Anhieb die Meisterschaft. 1972 und 1973 konnte sie diesen Coup sogar wiederholen.

Danach beschränkte sich die Truppe, die auch Mannschaftsfeste zu feiern verstand und regelmäßig Meisterschaften im Skatspiel ausrichtete, wieder auf das Bestreiten von Freundschaftsbegegnungen. Bei diesen ragten  die gegen die Traditionsmannschaft des Hamburger SV, die am 14. September 1974 vor einer Rekordzuschauerkulisse auf dem Helu - Platz stattfand und die gegen „Uwe Seelers Traditionsteam“ an gleicher Stelle am 14. Juli 1990 heraus. In diesem wirkten, außer dem Fußballidol Uwe Seeler, u. a. auch der Siegtorschütze des Weltmeisterschaftsendspiels von 1954 Helmut Rahn und der Olympiasieger im Zehnkampf von 1964 in Tokio Willi Holdorf mit.

Viele Jahre lang nahmen die „Alten Herren“ auch regelmäßig erfolgreich an Hallenturnieren teil. Im Januar 1980 waren diese die ersten, die in der neu gebauten Großsporthalle im Wyker Schulzentrum ein Turnier mit 10 Mannschaften ausrichteten. Als Schiedsrichter wirkte dabei der beliebte TV - Showmaster und Föhrer Ehrenbürger Hans Rosenthal mit.

Heute existiert zwar noch eine Altliga; aber diese bestreitet nur noch ganz sporadisch Freundschaftsspiele.

Genau 20 Jahre lang gab es im FSV auch eine Damenmannschaft. Diese wurde im Herbst 1971 gegründet und damit nur ein Jahr nachdem der Deutsche Fußballbund (DFB) seinen Vereinen die Genehmigung, Damen - Fußball anzubieten, erteilt hatte. Die ersten Punktspiele bestritt das Team 1972, wobei dieses dann viele Jahre durchaus erfolgreich auf Kreis- und Bezirksebene agierte und zweimal sogar Vizemeister der Bezirksklasse wurde.

Am 15. Juni 1991 feierte es dann sein 20-jähriges Bestehen; aber gleichzeitig auch sein „Aus“, weil die Personaldecke einfach zu dünn geworden war. Insgesamt haben 61 Spielerinnen die Farben des FSV vertreten. Derzeit besteht die Hoffnung, dass für die kommende Spielzeit 2022 / 2023 wieder eine Mädchenmannschaft gemeldet und damit ein neuer Anlauf für Damen - Fußball im Verein, unternommen werden kann.

Besonders stolz waren und sind die Verantwortlichen des Vereins auf ihre Jugendarbeit. Gestartet wurde mit einer Jungmannenvertretung (heute A- Junioren bis 18 Jahre) und einer Schülermannschaft ( C - Junioren bis 14 Jahre). Sehr schnell kamen ein B-Jugendteam (B - Junioren bis 16 Jahre) und eine Knabenmannschaft (D - Junioren bis 12 Jahre) hinzu. Eine Bubenmannschaft (E - Junioren bis 10 Jahre) wurde 1971 gegründet und ein Minibubenteam ( F - Junioren bis 8 Jahre) 1992, wobei in den beiden letzteren auch Mädchen spielen dürfen. Eine reine Mädchenmannschaft (für Spielerinnen im Alter von 11 bis 14 Jahren) gab es von 1986 bis 1989). Schließlich bietet der Verein seit 1998 kleinen Kindern im Alter bis 6 Jahre in einer G - Jugendmannschaft, die ihre Spiele in Turnierform bestreitet, die Gelegenheit zu kicken.

Durchweg war der Verein in den letzten 20 Jahren stets in allen Altersklassen in den Punktspielen auf  Kreis- oder Bezirksebene vertreten. Bei den jüngeren Jahrgängen sogar zeitweise mit zwei, ja sogar mit drei Mannschaften Und das durchaus recht erfolgreich, was auch durch viele Meistertitel dokumentiert ist.

In den Nachwuchsmannschaften sind aber auch viele große Talente heran gereift, die dann später in der 1. Herrenmannschaft nicht nur zu Stammspielern, sondern auch zu spielbestimmenden Akteuren wurden. Stellvertretend für alle seien hier Claus, Wriedt, Henry Jacobs und Frank Berger genannt.

Besondere Highlights im Jugendbereich waren die großen zweitägigen Turniere, die ab 1997 etwa 10 Jahre lang regelmäßig im Wyker Sportzentrum mit einem Zeltlager und Mannschaften aus ganz Schleswig - Holstein und Hamburg vom FSV ausgerichtet worden sind.

Die tolle Jugendarbeit war und ist nur möglich weil sich stets viele Ehrenamtliche gefunden haben, die mit viel Idealismus als Trainer oder Betreuer den Verein  unterstützt haben und noch immer unterstützen.

Das gleiche gilt natürlich auch für seine Führungskräfte. Das waren einmal die Vorsitzenden Broder Brodersen (1952 - 1968), Walter Lembcke (1968 - 1980), Gerd Kröger (1980 - 1995), Gerd Köster (1995 - 2017) und Jürgen Volkerts (ab 2017).

Dazu kamen einige ausgesprochene „Macher“, die die Geschicke des FSV maßgeblich beeinflusst haben. Zu ihnen gehörte einmal Kurt Heinze, der von 1952 bis 1957 als Technischer Leiter fungiert hat. Dann der legendäre Walter Lembcke, der nicht nur 1. Vorsitzender war, sondern von 1957 bis 1967 auch Technischer Leiter und von 1961 bis 1979 zusätzlich Kassenwart. Große Verdienste hat sich auch der langjährige 2. Vorsitzende Udo Mommsen (1995 bis 2014) als „Cheforganisator“ erworben.

Zum größten Dank verpflichtet ist der Verein Annelie Hauschild: Sie war nicht nur von 1979 bis 2021, also unglaubliche 42 Jahre lang, als Kassenwartin für die Finanzen des Vereins zuständig, sondern hat zig Jahre praktisch auch als Geschäftsführerin des Vereins fungiert. Außerdem hat sie sich um den Frauenfußball und den jüngsten Nachwuchs im Verein, den sie ebenfalls zig Jahre lang trainiert und liebevoll betreut hat, verdient gemacht.

Bereits vor 20 Jahren erhielt sie für ihr außergewöhnliches Engagement die Goldene Ehrennadel des FSV, während ihr vom Schleswig - Holsteinischen Fußballverband dessen höchste Auszeichnung verliehen wurde.

Als sie im vergangenen Jahr ihre tolle Arbeit aus gesundheitlichen Gründen einstellen musste, würdigte der Verein ihr Wirken durch die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft, wobei die nunmehr Verantwortlichen des Vereins der Meinung waren, dass ihr eigentlich das Bundesverdienstkreuz hätte verliehen werden müssen.

Horst Rothe